Franchise nach Branchen

Fitness-Franchise: „Abo-Systeme sind akzeptiert“

Matthias_Lehner 2_Bodystreet_Interview_FEX_2022.jpg

Vor 15 Jahren gründete Matthias Lehner mit seiner Frau Emma Lehner in München die Marke Bodystreet. Heute ist das Franchisesystem der weltweite Marktführer bei EMS-Boutique-Studios. Wir haben nachgefragt, was das Erfolgsrezept des Unternehmens ist – und worauf Gründer:innen in der Fitnessbranche achten sollten.

 

Sie haben 2007 das erste Bodystreet-Studio in München eröffnet. Heute gibt es weltweit über 300 Studios. Was macht dieses Fitnesskonzept so erfolgreich? 

In 15 Jahren von 3 auf über 300 Standorte. Das kann man tatsächlich eine Erfolgsstory nennen. Möglich ist solch ein Wachstum jedoch nur, wenn die Franchisepartner:innen im höchsten Maße zufrieden und nachhaltig erfolgreich sind. Alle zwei Jahre lassen wir durch F&C – ein neutrales Institut – eine Partner:innenzufriedenheits-Befragung durchführen. 2018 wurde Bodystreet für die hohen Zufriedenheitswerte mit dem F&C-Award „Gold“ ausgezeichnet. Und selbst im schwierigen Pandemie-Jahr 2020 haben die Franchisepartner:innen ihre Zufriedenheit mit „Silber“ bestätigt. Die diesjährige Befragung steht noch an, dürfte jedoch wieder besser ausfallen als im Pandemiejahr.

Was Bodystreet so erfolgreich macht? Bodystreet ist ein Fitnesskonzept, das sich im Bereich der sogenannten „Boutique-Fitness-Studios“ bewegt. Das sind kleine Studios, mit niedrigen Einstiegsinvestment, die sich auf ganz spezielle Wünsche bestimmter Zielgruppen fokussieren. Als Spezialist für Trainingseffizienz nutzen wir dabei Elektromuskelstimulation (EMS). Aufgrund der hohen Produkt- und Dienstleistungsqualität, dem hohen Digitalisierungsgrad und den Synergien eines großen und reifen Franchisesystems, genießen unsere Franchisepartner:innen deutliche Wettbewerbsvorteile bei der Marktbearbeitung, bei den Studioprozessen, beim Einkauf und auf dem Personalmarkt. Das Lob gilt unseren lokalen Franchisepartner:innen und ihren Studioteams. Sie verschaffen ihren Mitgliedern jeden Tag außergewöhnliche Kund:innenerlebnisse. Darauf sind wir stolz.

Bodystreet ist als internationales Franchisesystem organisiert. Inwieweit hat diese Unternehmensform zum Erfolg der Marke beigetragen? 

Bodystreet bietet als Franchisesystem seinen internationalen Franchisepartner:innen die Möglichkeit, eine erfolgreiche Geschäftsidee gewinnbringend zu übernehmen. Sie können sich so die Kosten für eigene Entwicklungen sparen, ihr unternehmerisches Risiko minimieren, vom Wettbewerbsvorteil einer starken Marke profitieren und ihren Mitgliedern eine überzeugende Leistung bieten. Der zentrale Kern des gemeinsamen Markenerfolgs ist die aktive und intensive Beziehung zwischen Franchisepartner:innen und der Franchisezentrale. Der internationale Austausch hat dabei einen ganz besonders großen Einfluss auf die lokalen Markenerlebnisse in einer Bodystreet.

Sie betreiben bei Ihrem Franchise-Konzept Bodystreet manche Studios selbst. Welchen Effekt hat das?

Meine Frau Emma und ich betreiben selbst einige sogenannte „Corporate Studios“. Alle anderen Studios gehören selbstständigen Franchisepartner:innen. Dieses Mix aus Eigenbetrieben und Franchisebetrieben garantiert Kundennähe und Verständnis für die Kund:innenwünsche. Diese Kund:innennähe hat entscheidende Vorteile: Die meisten Ideen für einen noch besseren Kund:innenservice kommen tatsächlich von Mitgliedern und Mitarbeiter:innen selbst. Sie werden dann in Projektteams zentral aufbereitet und können anschließend von den Studioteams schnell umgesetzt werden. Die Skalierung erfolgt dann auf drei Kontinenten in allen internationalen Bodystreet Märkten.

Welche Vorteile hat die Fitnessbranche im Franchising? Warum sollte sich jemand, der sich selbstständig machen möchte, für ein Fitness-Studio entscheiden?

Fitness und Gesundheit zählen zu den Megatrends. Gerade in den derzeitigen volatilen und unsicheren Zeiten. Ein weiterer Vorteil der Fitnessbranche: Sogenannte Abo-Systeme sind üblich und von den Verbraucher:innen akzeptiert. Dadurch sind Kosten und Umsätze deutlich leichter kalkulierbar und starke Umsatz-Schwankungen lassen sich vermeiden. Wer unternehmerisch in Fitness und Gesundheit investiert, trifft demnach eine smarte Entscheidung. Dennoch: Augen auf bei der Systemauswahl. Denn die Kund:innenansprüche in der Fitnessbranche haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark weiterentwickelt und auch die Konzepte zeigen zunehmende Vielfalt. Eine neutrale Informationsquelle über Trends und Prognosen ist beispielsweise der Deutsche Industrieverband für Fitness und Gesundheit (DIFG). Hier laufen Studien in Kooperation mit führenden Universitäten, sowie die aktuellen Trend- und Marktanalysen von Creditreform Rating AG i.S oder dem europäischen Fitnessverband europe active zusammen.

Welche Fähigkeiten sollten FranchisenehmerInnen mitbringen?

Wer mit einem Franchisekonzept in die unternehmerische Selbstständigkeit geht, benötigt vor allem Führungskompetenzen und Gewissenhaftigkeit. Weniger gefragt sind Fähigkeiten rund um IT-Projekte, Marketingprojekte, oder gar rechtliches Wissen. Denn genau diese Bereiche decken die Franchisezentralen in der Regel ab. Aufgrund der größeren Ressourcenpotenzials haben größere gegenüber kleinen Systemen erhebliche Wettbewerbsvorteile. So sind bei Bodystreet sehr viele Prozesse wie z.B. Studioabläufe, Marketing und sogar Kund:innenbetreuung bereits digitalisiert und automatisiert. Die klassische Hospitation in einem anderen Studio zu Aus- und Weiterbildungszecken wurde von Bodystreet längst in Virtual Reality Applikationen überführt. Das sorgt für mehr Effizienz, Qualität und Gamification in einem.

Mit welchen Einstiegskosten muss gerechnet werden? 

Die Kosten unterscheiden sich von Konzept zu Konzept. Erfahrungsgemäß liegen sie bei Boutique-Fitness-Studios mit kleineren Flächen deutlich niedriger als bei großflächigen Fitnessanlagen. Jeder Franchisegeber und jede Franchisegeberin ist verpflichtet, die potenziellen Franchisenehmer:innen vorvertraglich vollumfänglich aufzuklären und die Zahlen in der Verhandlungsphase schwarz auf weiß auf den Tisch zu legen. Über die Finanzierungsfähigkeit des Projekts entscheiden letztendlich die persönlichen Voraussetzungen der jeweiligen Franchisepartner:innen.

Sie legen bei Bodystreet viel Wert auf positive Unternehmenskultur und auf Nachhaltigkeit – was Ihnen zahlreiche Green Awards eingebracht hat. Lassen sich diese Ansprüche in einem Franchiseunternehmen leichter umsetzen? Und wie macht man das?

Es reicht nicht, Trends aufzugreifen. Man muss sie aktiv gestalten und ständig weiterdenken. Gerade in der jetzigen Zeit kommt man um eine nachhaltige Ausrichtung und eine starke Unternehmenskultur nicht herum, wenn man bei Mitarbeiter:innen und Kund:innen punkten will. Modernes Franchising erfordert Empathie. Franchiseerfolg baut auf Experience und Trust auf. Ob sich diese Ansprüche in einem Franchisesystem leichter umsetzen lassen oder eben nicht, hängt sehr stark mit der System-DNA und der Systemführung zusammen. Es braucht Überzeugungskraft, Kontinuität und vor allem Vertrauen. Wenn das gegeben ist, setzen Franchiseunternehmer:innen diese Ansprüche von sich aus um und überzeugen sich gegenseitig davon, dies auch systemweit zu tun.

Gerade in der Fitnessbranche gib es zahlreiche Angebote für potentielle Franchisepartner:innen. Wie findet man heraus, welches Franchise-System für einen selbst das Richtige ist?

Für die erste Auswahl ist sicher das Bauchgefühl ein erster guter Anhaltspunkt, ob man sich mit dem System weiter beschäftigen sollte oder nicht. Dabei darf man sich jedoch nicht nur nach seinen eigenen Interessen richten. Viel wichtiger ist die Frage nach Markt, Potential und Alleinstellungsmerkmalen des Systems. Ich persönlich empfehle, sich grundsätzlich auch aus Kund:innenperspektive ein persönliches Bild von der Marke und der Leistung zu machen. Ist die Customer Experience an den einzelnen Kund:innenkontaktpunkten entlang der Customer Journey harmonisch, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein strukturiertes Konzept mit abgestimmten Tools, guter Ausbildung und gelebter Kund:innenorientierung. Ein gutes Zeichen für ein hohes Level an Franchise Support. Außerdem sollte man sich in die Rolle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versetzen. Wie attraktiv ist die Arbeitgeber:innenmarke? Wie sind das Arbeitsumfeld und die beruflichen Perspektiven zu bewerten? Welche Aus- und Weiterbildungen bietet das System?

Welche Möglichkeiten für Multi Unit und Multi Branding bietet die Fitnessbranche?

Nicht jedes Franchisesystem ermöglicht seinen Franchisepartner:innen den Betrieb mehrerer Studios (Multi Unit) oder den Betrieb mehrerer Marken (Multi Brand). Während Multi Unit durchaus empfehlenswert ist und zumeist auch ein Zeichen dafür ist das die Unternehmer:innen innerhalb des Systems ein hohes Niveau haben, sollte man beim Thema Multi Brand eher kritisch sein. Wer sich für ein starkes Franchisesystem entscheidet und sich voll und ganz mit der Kultur und Marke identifiziert, sollte sich auch eben genau darauf konzentrieren und sich nicht mit einem zweiten oder dritten Standbein verzetteln. Durch den Betrieb mehrerer Studios lässt sich für Franchiseunternehmer:innen auch der Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert steigern. Wer 3, 5, 10 oder mehr Studios einer Marke erfolgreich betreiben kann, der sollte das auch tun.

Anders sieht es aus bei der Empfehlung zum Betrieb unterschiedlicher Marken. Das muss ganz genau durchdacht sein. Welches Signal löst das gegenüber den eigenen Mitarbeiter:innen oder Kund:innen aus? Welche Rolle will ich hier spielen? Gibt es mögliche Synergien? Wie groß ist das Risiko der Verzettelung? Ich empfehle diese Frage bereits frühzeitig im Beratungsgespräch mit der Franchisezentrale offen zu klären. Bei Bodystreet beispielsweise ist Multi Unit erwünscht und wird entsprechend unterstützt.    

Warum sollten potentielle Gründer:innen oder Investor:innen die Franchise Expo Frankfurt besuchen?

Die Franchise Expo in Frankfurt (FEX22), zählt neben den Franchisemessen in London und Paris zu den wichtigsten Franchise Events Europas. Die FEX22 ist die einzige Franchise Messe Deutschlands. Besucher:innen erwarten über 150 Marken und drei Tage Messe- und Konferenzprogramm. Bleibt zu sagen: „Wir drücken Ihnen ganz feste die Daumen, dass auch Sie durch Ihren Messebesuch ein neues, berufliches Kapitel aufschlagen.