Franchise nach Branchen

Dienstleistungs-Franchise: „Kreativität ist gefragt“

Bild Ute Petrenko, Mail Boxes Etc..JPG

Ute Petrenko ist Retail Network Development Director bei Mail Boxes Etc. Germany und Vorstandsmitglied des Deutschen Franchiseverbands. Wir haben uns mit ihr über Franchising im Dienstleistungsbereich unterhalten – und viel über kreative Mitgestaltung, Multi Unit und Qualitätsmerkmale von Franchisegeber:innen erfahren.

 

Franchising ist ein moderner Weg zur Unternehmensgründung. Wie gut funktionieren solche Systeme im Dienstleistungsbereich? Und welche Konzepte gibt es?

Ich sehe Franchising gleichzeitig als modernen und nachhaltigen, andererseits auch sehr erfahrenen Weg für eine Unternehmensgründung. MBE begleitet schon seit über 40 Jahren Gründer:innen erfolgreich in die Selbstständigkeit. Franchisesysteme im Dienstleistungsbereich funktionieren sehr gut. Die selbstständigen Unternehmer:innen vor Ort agieren gerade in der Kund:innenbeziehung in ihren regionalen Netzwerken mit anderen Unternehmen erfolgreich auf Augenhöhe. Es gibt sehr unterschiedliche Franchise-Konzepte. Da fallen mir neben dem MBE Logistikkonzept, sowohl andere B2B- als auch B2C-Konzepte in den Bereichen Handwerk, Immobilien, Reinigung und Unternehmensberatung ein.

Welche Vor- und Nachteile bietet die Dienstleistungsbranche im Franchising? Warum sollten sich potenzielle Franchisenehmer:innen für ein Dienstleistungs-Unternehmen entscheiden?

Bei der Auswahl des passenden Franchisesystems kommt es auf die Erwartungen, Vorlieben und Talente der zukünftigen Unternehmer:innen an: Es gibt in allen Systemen unterschiedliche Herangehensweisen und Herausforderungen. Wer die unternehmerische Freiheit schätzt und seine Unternehmensstrategie aktiv mitgestalten will, ist bei einem Konzept wie MBE richtig. Es ist skalierbar und die Verkaufsaktivitäten wirken nachhaltig bei den Kund:innen. Gleichzeitig sind für diese Gestaltung auch Kreativität, Lösungsideen und Vertriebsaffinität gefragt. Jemand anders, der eher gern strikten Prozessen folgt und eins zu eins die Idee und die Produkte des Franchisegebers oder Franchisegeberin übernehmen möchte, ist vielleicht in Handel und Gastro besser aufgehoben und wird dort sein Bestes tun, die Konzepte erfolgreich umzusetzen.

Welches Know-how sollte man haben? Ist das Dienstleistungs-Franchise auch etwas für Quereinsteiger:innen?

Aufgrund der Ausbildung durch die Franchisegeber:in sind Franchisesysteme häufig sehr gut für Quereinsteiger:innen geeignet, es sei denn, aus fachlichen und rechtlichen Gründen ist in einer Branche ein Berufsabschluss notwendig. Bei Mail Boxes Etc. erhalten die Franchisepartner:innen ein mehrstufiges Training in MBE Trainingscentern und der Zentrale und anschließendes individuelles Sales Coaching, sodass sie bestens für ihr Unternehmertum vorbereitet werden. Grundsätzliche Kenntnisse im betriebswirtschaftlichen Bereich sind dennoch eine wichtige Voraussetzung, zudem ist der Vertrieb ein wichtiger Bestandteil der Aufgaben der neuen Unternehmer:innen.

Jede Unternehmensgründung kostet Geld. Wieviel Startkapital braucht man, wenn man sich im Rahmen eines Franchises selbstständig machen möchte?

Die Kosten für eine Gründung sind sehr unterschiedlich, je nach Aufwand des eigentlichen Ladenlokals bzw. Unternehmens und den Leistungen der Franchisegeber:innen. Bei der Mehrheit der Franchisesysteme fallen für die Nutzung des Konzeptes, der Marke und des Know-hows Franchiselizenz- und Trainingsgebühren an. Darüber hinaus investieren die Unternehmer:innen in den Ausbau, die Ausstattung des Ladenlokals, des Büros oder einer Werkstatt und Technologiegebühren, und sie benötigen für die Gründungszeit Anlauf- und Lebenshaltungskosten. Die geeigneten Gründer:innen erhalten für die Investition mit einem etablierten Franchisekonzept häufig die Möglichkeit einer Finanzierung durch eine Bank. Voraussetzung ist meist dennoch ein gewisses Eigenkapital, bei Mail Boxes Etc. z. B. mindestens um ca. 25.000€, um das Gesamtinvestment finanzieren zu können.

MBE ist eine international bekannte Marke mit einem weltweiten Netzwerk. Was bedeutet das für Franchisenehmer:innen?

Die Markenbekanntheit unterstützt die Unternehmer:innen in der Kundengewinnung. Im Bereich des weltweiten Versands ergeben sich mit der Unterstützung durch das internationale Netzwerk weitere Servicemöglichkeiten für unsere Kund:innen, wie etwa die Abholung eines Versandguts in einem anderen Land für Kunden in Deutschland. Wir können gemeinsam internationale Märkte erschließen. Ein großes Netzwerk mit über 1700 Partner:innen ermöglicht zudem einen enormen Austausch von Know-how, die Nutzung von Synergien in Einkauf, Technologie und Marketing. Unsere Unternehmer:innen können immer jemanden fragen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Ist Mitgestaltung von Seiten der Franchisepartner:nnen erlaubt bzw. erwünscht? Inwieweit kann man sein Angebot an regionale Anforderungen anpassen und eigene Ideen umsetzen?

Mitgestaltung ist in vielen Systemen nicht nur gewünscht, sondern sehr gefragt – für die Entwicklung des regionalen Business vor Ort und auch für die Weiterentwicklung des Systems, bei MBE z.B. im Rahmen von Franchisegremien, wie dem MBE Beirat, einem Education Komitee, Tech Komitee und einem Innovation Lab. Im Rahmen des Innovation Labs werden jährlich Vorschläge aus dem weltweiten Netzwerk gesammelt, eingeschätzt und als Projekte umgesetzt, um das Portfolio kontinuierlich weiter zu entwickeln.

Welche Rolle spielen Multi Unit und Multi Branding im Franchising der Dienstleistungsbranche?

Das Multi-Unit-Franchising ist auch im Dienstleistungsbereich sehr erfolgreich: Während das Know-how bei den Unternehmer:innen schon vorhanden ist, können sie sich so regional größer aufstellen, weitere Märkte erschließen, gleichzeitig jedoch Synergien bei Personal, Maschinen und weitere Einkaufsvorteile nutzen. Bei MBE Multi-Franchisepartner:innen sind vielleicht ein spezielles Verzollungs-Know-how oder ein bestimmtes Druckgerät nur in einem der Standorte des Unternehmers vorhanden, aber die Kund:innen bekommen die Leistung überall.

Multi-Brand ist ebenfalls eine interessante Entwicklungsmöglichkeit für Unternehmer:innen. Die betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten sind wiederum vorhanden und die Systemspezifika können sie sich aneignen, sodass sie die Vorteile von Diversifizierung, Branchenunabhängigkeit und mehreren Standbeinen nutzen können. Bei MBE haben wir mit den Bereichen Versandlogistik und Druckdienstleistungen ohnehin zwei Standbeine und sind für unsere Kund:innen branchenunabhängig tätig. Wir haben aber ebenso Franchisepartner:innen, die gleichzeitig andere Franchise- oder auch Einzelunternehmen führen.

Worauf sollte man besonders achten, wenn man als Franchisenehmer:in ein Unternehmen auswählt? Woran erkennt man ein „gutes Franchise“?

Ich rate jeder und jedem ein Franchisesystem zu finden, für das man persönlich eine Leidenschaft entwickeln kann. Daneben sollte man jedoch auf Qualität achten, die sich unter anderem durch die Mitgliedschaft im Franchiseverband als Qualitätsgemeinschaft zeigt. Voraussetzung für die Mitgliedschaft sind regelmäßige Zufriedenheitsbefragungen des Systems für das Gütesiegel, eine Prüfung der Franchiseverträge, -handbücher und -unterlagen. Man sollte das Gefühl haben, dass man im „Anbahnungsprozess“ transparente Informationen erhält und die Möglichkeit nutzen, bestehende Franchiseunternehmer:innen zu ihren Erfahrungen zu befragen.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Dienstleistungsbranche gehabt? Ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt für Franchise-GründerInnen?

Viele Dienstleistungsbereiche sind systemrelevant und wurden weiterhin genutzt und benötigt, wie zum Beispiel Handwerksleistungen oder auch Logistikdienstleistungen, die im Rahmen des Online-Handels nachvollziehbar gestiegen sind. Gleichzeitig hat sich in vielen Branchen die Arbeitsmarktsituation geändert und Menschen haben ihre Abhängigkeit von einem Angestelltenverhältnis überdacht; daher ist der Zeitpunkt günstig, hier den Wachstumstrend mitzugehen und sich selbstständig zu machen.

Warum sollten potenzielle Gründer:innen oder Investor:innen die Franchise Expo Frankfurt besuchen?

Auf der Franchise Expo stellen sich Franchisesysteme unterschiedlichster Branchen vor. Die Besucher:innen können ganz einfach den persönlichen Kontakt mit den Personen aus den Franchisezentralen suchen, um sich ein Bild zu machen und haben häufig auch die Möglichkeit mit Franchisepartner:innen aus den Systemen am Stand zu sprechen. Informative und interessante Vorträge rund um alle relevanten Gründungsthemen runden den Messebesuch genauso ab, wie zahlreiche Podiumsdiskussionen und Workshops im Veranstaltungsprogramm. Und natürlich sollte man die FEX22 auch besuchen, um Mail Boxes Etc., unser MBE Team und mich kennenzulernen.